Job als Komparse

Filmklappe

 

Habt ihr euch schon mal gefragt, wie es ist, als Komparse beim Film zu arbeiten? Ich hatte letzten Sommer die Gelegenheit dazu und das sogar bei einem Kinofilm.

 

Angefangen hat alles damit, dass ich mich bei einer Komparsenagentur angemeldet habe. Dann passierte zugegeben erst einmal gar nichts. Ein Jahr später bekomme ich plötzlich einen Anruf, ob ich Zeit für einen Dreh am Montag hätte. Die hatte ich und somit auch meinen ersten Job als Komparse. Das war vor zehn Jahren und nur für einen Fernsehfilm. Danach kam lange Zeit überhaupt nichts. Nicht das ich es nicht versucht hätte, aber die Filmleute wollten mich anscheinend nicht. Egal, denn ich habe meine Profilfotos einfach relativ aktuell gehalten und dann, wenn sich eine Gelegenheit ergab, meine „Bewerbung“ abgegeben. Und siehe da letzten Sommer war es wieder so weit und das sogar für ganze vier Szenen in einem historischen Kinofilm.

Wie läuft das Ganze ab?

Im Vorfeld:

Mittlerweile wird man nicht mehr angerufen, sondern bekommt von der Agentur eine E-Mail mit einer Drehanfrage für eine spezielle Rolle und für welchen Drehtag, die man dann bestätigen oder ablehnen kann. Das heißt allerdings noch nicht, dass man den Job hat. Nein, zuerst schauen noch die Verantwortlichen der Filmcrew drüber und erst, wenn die ihr okay geben, bekommt man eine weitere E-Mail mit der Drehzusage. Darin stehen dann auch noch mal der Ort und die Zeit sowie was man alles für diese spezielle Rolle mitbringen bzw. beachten muss. Für den historischen Film war das zum Beispiel keine gefärbten Haare und falls nötig, sogar die Bereitschaft, sich die Haare im „alten“ Stil schneiden zu lassen. Das galt vor allem für die Männer. Dazu kam dann noch, dass man nicht nur für den Dreh Zeit haben musste, sondern auch für die Kostümprobe. Bei mir hat die in einem Hotel stattgefunden und über zwei Stunden gedauert. Bei manchen ging es aber auch schneller, ein Kostüm auszusuchen und die Haare probeweise dazu gemacht bekommen.

 

Am Drehtag:

Wenige Stunden bevor der Drehtag beginnen sollte, bekam ich wieder eine E-Mail mit der genauen Zeit und dem Ort, an dem ich da sein sollte. Und ganz ehrlich, da war ich wenig begeistert. Denn sie wollten mich schon 3:30Uhr MORGENS an der „Basis“ (Zeltstadt mit der Garderobe, Styling usw.) sehen. Ich hatte aber noch Glück, weil einige sogar noch früher da sein mussten. Das lag aber nur daran, dass an diesem Tag sehr viele Komparsen gebraucht wurden und bis die eben alle fertig sind, dauert es leider. Naja jedenfalls dann so gegen 6 Uhr ging es endlich los von der „Basis“ zum eigentlichen Drehort. Dummerweise hatte es angefangen zu regnen und so hieß es erst einmal für eine halbe Stunde an einem trockenen Ort nahe dem Set zu warten, bis gedreht werden konnte.

 

Die erste Drehszene ging superschnell. In einer knappen halben Stunde war schon wieder alles vorbei. Bei der Zweiten hat es wesentlich länger gedauert, weil auch so langsam die Stadt aufgewacht ist und durchs Bild bzw. den Film gelaufen und gefahren ist. Tja und die dritte Szene hat dann noch mal länger gedauert. Allerdings waren auch im Vergleich zu vorher diesmal die eigentlichen Schauspieler mit dabei, und bevor wir überhaupt als „Extras“ zum Hintergrundfüllen in Aktion treten konnten, haben die die Szene erst einmal so zur Probe ohne uns gedreht, während wir nur herumstanden und gewartet haben. Das läuft übrigens immer so ab. Erst wird eine Szene zur Probe gedreht, bevor die eigentliche Aufnahme stattfindet und das Ganze dann meist aus verschiedenen Perspektiven und mit mehreren Wiederholungen. Das Ende vom Lied war, das ich erst gegen 19 Uhr nach Hause gehen konnte. Keine Angst, zwischendurch gab es auch mal eine Pause und mittags etwas zu essen, sowie einen Snack zum Frühstück. Getränke waren ebenfalls da. Zwischendrin sind auch immer die Stylisten und Komparsenbetreuer vorbeigekommen und haben nach uns geschaut, ob die Frisur noch sitzt oder wir uns eventuell anders bewegen sollen. In der dritten Szene gab es auch Zeit zum Trinken direkt am Set, weil wie gesagt, die bestand aus großen Teilen einfach nur aus Warten. Das muss oder sollte man übrigens unbedingt können. Denn ohne Warten geht gar nichts bei diesem Job. Genauso braucht man Ausdauer und vor allem Zeit, weil vorher nie feststeht, wie lange so ein Dreh tatsächlich dauern kann. Bezahlt wird nach einer vorher festgelegten Gage (sowohl für den Drehtag als auch für die Kostümprobe) und sollte es Überstunden geben, gibt es dafür einen Extrabonus obendrauf. Natürlich alles im Rahmen der Gesetze und mit entsprechenden Sozialabgaben. Am nächsten Tag oder vielmehr Abend hatte ich dann noch eine Drehszene, die war vom Inhalt interessanter und hat auch nicht ganz so lange gedauert. Aber das weiß man eben vorher nie genau.

 

Mein Fazit:

Wenn sich die Gelegenheit ergibt und die Rahmenbedingungen stimmen, also mir die Rolle „gefällt“ und ich Zeit hätte, würde ich es wieder tun. Es ist zwar mit viel warten verbunden, kann aber auch richtig interessant sein und ganz ehrlich, sich selbst mal in einem Kinofilm zu sehen, das hat doch was, oder? Auch wenn es vielleicht nur für eine Millisekunde ist und man schon sehr genau hinschauen muss, um sich zu erkennen.

 

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